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Briefe von Besuchern (1979)

Foto 1:
     Der Sterne-Ausstellung gewidmet
Eure Ausstellung der Sterne,
ist ein zorniger neuer Stern der Kunstszene,
euer glorreicher Schein kündet den neuen Stern in der Kunst,
ihr habt die Flamme in meiner Seele entzündet, die ewig glimmen wird.
Ihr habt den Schrecken und das Verbrechen der langen Nacht dem Volk aufgezeigt.
Ihr habt die ersten Strahlen des Morgens gebracht,
den Glanz und die Hoffnung auf die Zukunft.
Mit exakten Pinselstrichen und raffinierten Skulpturen,
gekonnter Technik und vielfältigen Farben.
Durch mit natürlicher Leichtigkeit und Schnitzkunst gefertigte Werke,
bringt ihr so reiche Gefühle zum Ausdruck:

Foto 2:
Sie beinhalten Schmerz und Seufzen,
     Trauer und Anerkennung,
     Zorn und Beifall,
     Anklage und Widerstand,
     Mitgefühl und Erbarmen,
     Freude und Jauchzen,
     Liebe und Kraft,
     Holdseligkeit und Glück,
     Glaube und Mut,
     Vorlieben und Rausch.
Ihr habt diesen Ort voller tiefer Gedanken,
in die Kunstwerke eingebracht,
sodass die Menschen es nie schaffen werden all eure Schätze aus der Tiefe zu fördern.
Ihr seid wie ein Dolch, der das Herz der Feinde durchbohrt,

Foto 3:
Wie eine Granate, die eine mächtige Festung sprengt,
bekämpft ihr das Böse und strebt nach Gerechtigkeit,
weckt ihr die Menschen und zeigt die Zukunft auf.
Mit gefühlvollen Strichen bewegt ihr das Innerste der Herzen,
mit der Kraft des Pinsels öffnet ihr den Menschen die Augen,
und eure Romantik erlaubt es die Kunst zu genießen.
Mit dem Mut von Kriegern und der Forschheit von Helden,
habt ihr in der Kunst eine neue Seite aufgeschlagen.
Möge dieser bunt funkelnde Stern nie vom Himmel fallen
sondern mit seiner Leuchtkraft ein neues Zeitalter signalisieren.
     Ein Bühnenbildner der Bangzi-Operntruppe von Tianjin und Hebei
     Gao Shuanguo
     1. Dezember

Foto 4: 
Es fällt auf, dass Besucher immer wieder kommentieren, dass „leider die Arbeitern und Bauern fehlen“ …
    Ach, Arbeiter und Bauern, nicht dass wir sie nicht liebten, in seiner Geschichte waren die Chinesen immer ein hart arbeitendes und duldsames Volk, das wird leider vergessen. Im sogenannten Klassenkampf wird jeder zu einem Klassenkämpfer, und gleichzeitig, je nach den Umständen, ein Objekt dieses Klassenkampfes. Er muss das erdulden, ohne etwas zu sagen, nur grandios zu wiederholen, was er mechanisch gelernt hat. Kann es so wirklich Demokratie geben?
    Damals hat man ständig die „neun stinkenden Elemente“ [neu Kategorien von „Feinden der Revolution“] attackiert, Intellektuelle und Gebildete musste man hassen, klar, dass das die Arbeiter, Bauern und Soldaten aufgewertet hat? Sind sie nicht die Herren? Wie immer, wie sehr man auch Werktätiger war, in der Politik gab es keine Demokratie, der Mensch hatte keine Freiheit – alle müssen sterben. Nur wer sich bereitwillig hinters Licht führen ließ, konnte freudig Sklave sein. Die einzigen, die sich als echte Arbeiter und Bauern ausgaben, waren eine Clique politischer Krimineller und Banditen. Die hochentwickelten kapitalistischen Länder von heute (Japan, USA, Frankreich, Deutschland, England, …) sind anders als zu Beginn, keine Hitlers, Tōjō Hidekis [jap. Kriegsgeneral] oder Alliierte der acht Nationen [die 1900 in China einmarschierten, um den Boxeraufstand niederzuschlagen] mehr. Mit der Entwicklung der Technik und der Produktivkräfte haben sie sich längst zivilisiert.
    Unsere Weltanschauung ist die kommunistische, von der Theorie her sind wir der kapitalistischen Gesellschaft überlegen, aber aufgrund unserer halbfeudalen und halbkolonialen Vergangenheit, ist das Gift von tausenden Jahren Feudalismus noch immer nicht ausgerottet, da sollen wir mit einem Sprung den Sozialismus erreichen? Schwer. Die negative Seite, die mit den zehn Jahren Kulturrevolution hervorgebrochen ist, zeigt das.
    Auch wenn die Bildung von Kooperativen und Schaffung von Gemeineigentum schnell passiert, verschwindet dann auch so einfach die Idee individuellen Eigentums?
    Marx hat gesagt, Wissenschaft ist eine Produktivkraft, wie sollen sich ohne Entwicklung der wissenschaftlichen Produktivkräfte Politik, Kultur, das materielle Leben, Demokratie und Freiheit, oder das Recht entfalten, auf welcher materiellen Basis?

Foto 5:
Wir müssen daher weiter unsere Produktivkräfte entwickeln, den Menschen in einer Bewegung Aufklärung bringen – das wissenschaftliche Niveau der Chinesen erhöhen.
    Vielleicht gibt es zwei Punkte, in denen eure Ausstellung zu wünschen übrig lässt:
   1) Sie beschäftigt sich zu wenig mit den hunderten Millionen Bauern, natürlich haben sie mit euren eigenen Leben zu tun. Überlegt einmal, wie sehr sich die Bauern für dumm verkaufen lassen, ihr müsst das auch ihnen bewusst machen. Die Vier Modernisierungen dürfen nicht bloß zu einem Slogan von einigen, die schon aufgeklärt sind, werden.
    2) Als Marke gibt es nur rot, aber die rote Seide war nicht genug [??]. Man findet Kritik, aber auch Lob, […] und Ideale. Daher braucht man auf dem finsteren, verabscheuungswürdigen Untergrund Edelsteine und frischen Glanz, um den Menschen einen Glauben und die Illusion einer wunderbaren Zukunft zu geben.


Gute Kunstwerke: Innen und außen, aus zwei mach eins, üble Geister. Ausgezeichnet, Chinas Stolz! Danke Euch. Achtung auf die Dialektik, die Vergangenheit richtig einordnen. Aufpassen, dass der Feind keine Unruhe schafft. (Ei)    Ein Leser Die beste Kunstausstellung seit 30 Jahren!

Foto 6:
Den 23 Genossen der Sterne-Ausstellung:
    Ihr ehrenwerten 23 Soldaten, die etwas von Ästhetik verstehen, ihr seid wie Berühmtheiten aus einem neuen Kosmos, die auf diese Erde herabgestiegen sind, wie ein seltener, phantastisch schillernd in die Augen stechender Edelstein.
    Ihr seid der Stolz und die Hoffnung Chinas, eure Kunst hat weltumspannende Bedeutung.
    So schöne und formvollendete Skulpturen, ästhetische Melodien, die für so idealistische und freie Menschen stehen. Ach, warum die ist Ästhetik eurer Formen nicht früher um die Menschen geschwebt? Die Menschen sind von Göttern geschaffen, warum wird ihr Anmut von Kleidung verdeckt?! Das Gewand soll vor Kälte schützen, schmücken, nicht verdecken!
    Die kranken und unzivilisierten dummen Gespenster sollen verschwinden, viel nobler sind die wirklich Zivilisierten, die Kultur und Moral verkörpern. Sie verstehen auch die Ästhetik viel besser! Jene – aus dem ideologischen System der Viererbande, feudale Dummköpfe, die es nur zu stinkenden Latrinenwürmern schaffen – durch und durch verdorben, geistig und körperlich, und durch ihr unwürdiges Tun!
    Seit vielen Jahren wiederholt sich die Geschichte, das chinesische Volk strebt nach Befreiung, Demokratie, Freiheit, Glück, ohne diese wirklich umsetzen zu können, von 1957 bis zur Zerschlagung der Viererbande, hat es nie wirkliche Freiheit und wirkliche Zufriedenheit erreicht. Schuld daran waren natürlich die Destruktion und die negativen Auswirkungen durch das ideologische System der Viererbande. 

 

 

Eintragungen ins Besucherbuch, Nov. 1979

Foto 1:
Besucherbuch

Foto 2:
“Ein Funke kann einen Steppenbrand entfachen“
[einige Sätze sind leider kaum lesbar… ] Die Menschheit hat schon eine hochentwickelte materielle Kultur und eine Gesellschaft der geistigen Zivilisation erreicht, die Menschen benötigen immer mehr geistigen Genuss, und die Werke der Kunst sind dazu da, dieses Bedürfnis der Menschen zu befriedigen. Eure Ausstellung wendet sich zum einen gegen die Tradition, bringt dazu, mit neuen Augen zu sehen. Auch wenn der Sinn verborgen erscheint, gibt es ihn trotzdem […] in provokanter Art. […] Im Vertrauen, vor allem die Bilder und Skulpturen kommen gut an, […] einige Werke zeigen eine hässlich verformte Schönheit. […] Im Kranken und Hässlichen nach Ästhetik suchen, auf diese Weise anders sein wollen, einen neuen Stil anstreben. Ich glaube, dass ein Künstler, der sich auf dieses „Spiel“ versteht, immer noch besser ist als ein stereotyper 08/15. Obwohl ich nach wie vor einige eurer Bilder nicht verstehe, will ich sie sehen und darüber reflektieren. Ich hoffe, dass ihr weiter eure Ideen pflegt, neue Kunst schafft, […]

Foto 3:
So wie ein Wasser in jedes Herz eines echten Chinesen strömt, so wie das Mondlicht die Wolken einer dunklen Nacht durchbricht. Das Vergangene ist der Schmerz in den Herzen der Menschen, die Zukunft wird um die verlorene Zeit trauern.
„Dein“ „Stern“ glitzert am Firmament,
der Himmel der Freiheit erweist euch Reverenz
denn eure Stimme ist die der heutigen Zeit
die keine leeren Werke hervorbringt.
Ich, ein Jugendlicher, der in dieser Ecke der Welt herumirrt
zolle euch meinen Respekt

Foto 4:
Das Wertvollste an der Sterne-Ausstellung ist, dass ihr so wie die menschliche Seele die Gefühle der Leute entfacht. Besonders heraus ragen die Skulpturen von Wang Keping. Sie haben eine tiefe Aussage, sind vorbildlich gestaltet, sie haben eine Bedeutung für unsere jetzige Realität.
Ich hoffe, dass die Künstler der Sterne-Ausstellung weiter fest an ihre Kunst glauben, den Weg der Demokratie voranschreiten, keine Angst bekommen, und sich vor allem nicht von anderen an der Nase führen lassen.
Weiterhin Erfolg!
     Mo Yi [wohl ein Pseudonym, das Bewunderung für diese Kunst ausdrückt] 
     
3.12.1979

Foto 5: (Zeichnung)
Künstler und Volk

Foto 6:
An der Front vergoss ich mein Blut,
hier meine Tränen.
   Kämpfer Hong Hesan
   23.11.1979

Seid ein Fixstern
Keine bloße Sternschnuppe!
   Ein Besucher

Foto 7: 
   An die Sterne
   Das ist kein Dialog, sondern sie schütten ihr Herz aus. Seit ich die erste Sterne-Ausstellung gesehen habe, sticht mir noch mehr ins Auge, wie ihr die Kräfte des Lebens analysiert, sehe ich, wie ihr Bilder und Impressionen eures Lebens zum Ausdruck bringt, mit ganz unterschiedlichen künstlerischen Stilen und Formen. Ich meine, eure Versuche sollten von der Gesellschaft anerkannt werden.
   Ihr habt alle eure Eigenheiten, mit unterschiedlichen Tendenzen, man kann daher nicht alle Künstler und alle Werke gleich bewerten.

 

 

Eintragungen ins Besucherbuch, Aug./Sept. 1980

Foto 1:
Bitte möglichst bald einem Verantwortlichen der Sterne-Ausstellung übergeben. Gao Yan, Künstlerverband  

Unser Kommentarheft

Foto 2:
Völlig hochgespielt.
Was soll diese Sterne-Austellung? Welche Kunst dieser Welt spiegelt sie wider? Ich bin zutiefst überzeugt, dass diese amateurhaften Selbstdarsteller, wenn sie so weitermachen, drittklassig bleiben. Und dass der Künstlerverband sich mit ihnen keinesfalls anfreundet.                               
   Xiao Peng
   Arbeiter der Baugesellschaft Nr. 3
   7. September

Foto 3: 
Die Bilder von Onkel Huang Rui sind sehr gut, auch die Skulpturen von Onkel Wang Keping beindrucken, echt wie Menschen, Vögel, Schafe. Auch die schwarzen Bilder von Onkel Ma Desheng sind sehr ausdrucksvoll gemalt.
   Ich hoffe, dass ihr dran bleibt und noch erfolgreicher werdet, hoffe dass ihr noch besser malt und modelliert.
   Zwei Studienkollegen

Unsinn!!!
Chinesische Kunst muss auch wirklich „chinesisch“ sein
Sie darf nicht „westlich“ sein
Unverantwortlich!

Foto 4:
   Ich habe eure Bilder jetzt zum dritten Mal gesehen. Ich habe meinen kleinen Zettel immer wieder gezeigt, viele Leute gefragt, bis ich endlich hierher gefunden habe. Aber ich tue das gerne, weil ich in euren Werken auch die Stimme meines eigenen Herzens finde.
   Ich bewundere, wie ihr euch von eurem Ziel nicht abbringen lasst, euren Weg gefunden habt und diesen mutig weitergeht.
   Fürchtet euch nicht vor den Leuten, die sich über euch das Maul zerreißen, denkt daran, vor über hundert Jahren gab es schon andere Künstler wie ihr, die allen Schwierigkeiten zum Trotz letztlich von der menschlichen Zivilisation anerkannt wurden.
   Eure Besucher gehören zu jenen Leuten, die Kunst wirklich lieben.
   Wir wünschen euch Erfolg.
             Ein Student, der bald aus Peking weggehen wird.
             15. Aug.

Foto 5:
Wir schätzen den Geist, der aus diesen Bildern strömt.
    Liao Tianqi (Westdeutschland) [Anmerkung: Tienchi Martin-Liao, Autorin aus Taiwan und Frau des bekannten Sinologen Helmut Martin, wurde später Präsidentin des unabhängigen chinesischen PEN-Clubs.]
   Prof. Dr. Helmut Martin 

Ihr habt einen Weg eingeschlagen, der hoffentlich keine Sackgasse wird. Die Abnützung verlangt, dass ihr auf chinesischem Boden euren eigenen Weg geht.      
   Ein Student der Peking-Universität
   31. Aug. 80

Foto 6:
Die Kunst soll für die Menschen Genuss, Ermutigung und Erbauung sein, und keinesfalls Einschüchterung, Verzweiflung, Trübsinn oder endloser Schmerz. Ein Künstler darf keinesfalls um eines Wortes willen etwas ausprobieren, nur deshalb groß reden, weil er einen neuen Weg geht.
   Ein Besucher aus der Volksbefreiungsarmee
   26. Aug. 80

Foto 7:
Die Blumen in freier Natur
duften mehr als die aus dem Glashaus
Die Quellen, die in den Bergen sprudeln,
sind süßer als aus dem „Wasserhahn“,
euer Schweiß aus harter Arbeit
lässt Pflanzen erblühen,
wie es kaum ein Mensch schaffen kann.
Blüten, überall auf chinesischer Erde,
Triebe, aus der Brust des aufrechten Volkes Chinas
Die Welt der „Freiheit und Demokratie“
das Paradies der Menschheit???
Die „Sterne“ sollen funkeln,
und eines Tages wird das echte Lied der Demokratie erklingen 
   1. Sept. [?], [??] Junges Gras

 

 

Auszüge aus den Besucherbüchern

Die Hongkonger Zeitschrift "Guanchajia" (The Observer) bringt in ihrer Nr. 36 (20.10.1980) Anmerkungen von Besuchern zur Zweiten "Sterne"-Ausstellung in der Pekinger "Galerie der Schönen Künste". Hier die Seiten des Berichts in Faksimile:

Seite 1:
   Fragen und Antworten
A: Einige Bilder verstehe ich nicht.
B: Die braucht man nicht zu verstehen, die haben keine Bedeutung an sich. Eine Blüte, eine Wolke, ein Berg, ein Fluss, ein Vogel oder ein Mädchen … ihre Ästhetik zieht auch die Blicke an, die Frage des Verstehens stellt sich gar nicht, so sind manche Bilder.
A: Was stellt diese Skulptur dar? Ich kann nichts erkennen?
B: Sie steht für sich selbst. Sie muss nicht wie etwas aussehen, um eine Bedeutung zu erlangen.
A: Dieses Bild verstehe ich nicht, ich sehe einfach Farben, die herumhüpfen?
B: Du hast verstanden.
A: Einige Bilder haben keinen Titel, ich hätte gern, dass der Künstler sie erklärt. B: Wenn kein Titel darunter steht, dann braucht man auch keinen Titel. Die Leute sollen das selbst verstehen. Was immer Du verstehst, das ist auch die jeweilige Aussage. In einem guten Bild hat der Maler immer auch alles zum Ausdruck gebracht, was er sagen will. Was nicht gesagt werden muss, braucht er auch nicht zu erklären. Außer wenn du ein Kind bist, frage den Maler nicht um eine Erklärung seines Werks. Denn der Künstler ist auch nicht weiser als du.
   W.K. (Wang Keping) 26. Aug. 80 [einer der teilnehmenden Künstler]

   Die „Sterne-Ausstellung“ gibt den Menschen Kraft und Erfahrung, sie befördert den gesellschaftlichen Fortschritt!
   Volks-Maschinenfabrik, Yu Luowen (Bruder von Yu Luoke) [Yu Luoke, geb. 1942, wurde 1970 am Höhepunkt der „Kulturrevolution“ öffentlich hingerichtet, weil er in einem Traktat die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Familienherkunft kritisiert hatte.]

   Picasso schreitet schon voran!
   Alle „Sterne“ dieser Welt sollen kräftiger erstrahlen als die „Sonne“! [Damit ist wohl Mao gemeint.]
   T.J.W., 27. Aug.

   In eurer Ausstellung wurden wir ganz plötzlich an die Grenzen der Epoche geführt. Späte Impressionisten, Pointillisten, abstrakte und naive Maler, präsentierten sich plötzlich frisch und formidabel vor unseren Augen, mit einem einzigen Satz sprang unsere klassische westliche Malerei ein halbes Jahrhundert nach vorn.
   Die innovativen Werke unserer Maler und Künstler lassen unsere Herzen mächtig höher schlagen. So wie die großen Erfindungen in anderen Gebieten hat die Zweite „Sterne“-Ausstellung – äußerst erfolgreich – eine neue Epoche der westlichen Malerei in China eröffnet.
   Ein Landsmann aus dem Ausland

   Unsere Gesellschaft ist doch glänzend, bitte benutzt keine dunklen und pessimistischen Töne, um sie darzustellen.
   Ob man die heutige Gesellschaft würdigen oder attackieren soll, darüber, meine ich, brauchen wir nicht zu diskutieren.
   Ein Betrachter

   Im realen Leben spürt man immer wieder, dass die „Demokratie“ in China etwas Falsches, dass die „Hoffnung“ nur hohl ist. Aber beim Besuch der „Sterne-Kunstausstellung“ spürt man geradezu das Funkel n der Sterne. Wünsche der „Sterne-Ausstellung“ ein langes Leben!
   Ein Pekinger Betrachter

 

 

Seite 2:
   Künstler, bitte respektiert die Meinungen der Besucher, davon hängt auch die Zukunft der „Sterne-Ausstellung“ ab, vor allem ihr Wirken auf die Menschen, und ihre wirkliche Daseinsberechtigung.
   Künstler, bitte stellt euch selbst die Frage: Wollt ihr den Menschen etwas mitgeben, oder wollt ihr vor allem bewundert werden? Geht es euch um das Leben, die Gesellschaft, die Menschen, oder geht es euch um das „Abstrakte“, das „Nicht-Existente“?
   Bitte steht auf der Höhe unserer Zeit und fragt und beantwortet die realen Themen, vor denen ihr wirklich steht.
   Ein Jugendlicher aus Peking 
   28.8.

   Ich bin nicht sehr gebildet, beim Betrachten dieser unverständlichen Bilder habe ich das Gefühl, unsere Altvorderen haben ihr Gesicht verloren, als Urteil kann ich nur sagen „schrecklich“.
   Ein Betrachter
   23. Aug.

   An die Künstler der Sterne-Ausstellung: Ich sehe, wie ihr euch verändert habt in den einem Jahr von der Xidan-Demokratiemauer zur Galerie der Schönen Künste. In euren Werken kann ich kaum mehr die Ideen erkennen, die ihr bei eurer Ausstellung unter freiem Himmel gezeigt habt, so wie ihr es auch in eurem Vorwort formuliert habt: „Wir sind keine Kinder mehr“. Ich hoffe aber aufrichtig, dass ihr für immer Kinder bleibt und eure Mission nicht vergesst.
   Ästhetischen Genuss für die Menschen erzeugen, aber noch wichtiger wäre ihnen Kraft zu geben. Werdet eine Clique vielversprechender Künstler!
   Viele der Sterne, die am Firmament funkeln, sind die Vorväter unserer Sonne und Erde, ihre enorme Leuchtkraft und Energie können die Menschen nur mit Radioteleskopen erahnen.
   Ein Betrachter aus dem Süden

   Sich mit tastenden Schritten nach vorn bewegen ist immer besser als auf der Stelle zu treten.
   Ein Besucher
   23. Aug.

   Beim Besichtigen der Sterne-Ausstellung glaube ich fast, vor der „Mauer der Demokratie“ zu stehen. Ich freue mich sehr!
   Wenn ich was nicht verstehe, reicht es mir für ein Urteil, dass Ihr es versteht!
   Wenn ich was nicht liebe, dass reicht es mir, dass die Verliebten es küssen!
   Manche Menschen glauben, dass jemand der nicht so gewachsen ist wie sie, kein Mensch ist, aber das wären Supermenschen!
   Besucher von der Theaterakademie
   23. Aug.

   Die Kunst soll für die Menschen Genuss, Ermutigung und Erbauung sein, und keinesfalls Einschüchterung, Verzweiflung, Trübsinn oder endloser Schmerz. Ein Künstler darf keinesfalls um eines Wortes willen etwas ausprobieren, nur deshalb groß reden, weil er einen neuen Weg geht.
   Ein Besucher aus der Volksbefreiungsarmee
   26. Aug. 80

   Viele Werke verstehe ich nicht, kein einziges zeigt das Leben der Menschen, verrdient, dass man darauf Bezug nimmt. Was soll die Skulptur „Götze“ [Skulptur von Wang Keping] denn aufzeigen? Unmöglich! Darüber sollte man nachdenken.
   Li Xue

   Wo normalerweise Götzen hängen, zeigt man nun den „Götzen“.
   Ein Student

   Was hat dieses giftige Unkraut hier zu suchen, hinweg damit!
   Diese Sterne-Ausstellung braucht eigentlich keine wirklichen Künstler, für die nächste Sterneausstellung wird es reichen, auf einer Leinwand ein paar Farben zu verschmieren, dafür wäre auch ein Blinder qualifiziert; für die übernächste Ausstellung könnte man ein paar Abfälle vom Mistplatz ausstellen, ein Lumpensammler könnte das auch. Und die folgende Sterne-Ausstellung wäre ein leerer Saal, in dem man die Leute den Atem verspüren lässt – das können dann auch die Tiere machen. Und wohin die letzte Kunstausstellung geht, das weiß niemand.
   Ein Student der Universität Anhui
   28. Aug.

   Lassen sich diese Bilder in China verkaufen? Was befeuert das Licht der Sterne?
   Die Bedeutung und der Wert des Lebens!
   Nach dem Besuch der Sterne-Ausstellung habe ich das Gefühl, dass der Begriff „Mensch“ neu definiert werden muss, nicht nur unsere zweibeinige Spezies, die sprechen und arbeiten kann, soll man so nennen, sondern man könnte alle Wirbeltiere als „Menschen“ bezeichnen, auch Schweine, Hunde, Schafe usw., da einige Meisterwerke der Sterne-Kunstausstellung offenbar von einem Schweinerüssel oder Pferdeschweif erzeugt worden sind.
   Ein Mitarbeiter des Informationsbüros der Chemieindustrie

   Ich weiß nicht, wie man Schönheit definiert, ich weiß nur, dass sie vor unseren Augen liegt.
   Falls das kein Traum ist, dann gehen wir einfach gemeinsam weg!
   Ein Arbeiter mittleren Alters, 3. Sept.

   Ich habe immer geglaubt, dass Malerei umso besser ist, je bildhafter sie ist. Nach dem Besuch der Sterne-Ausstellung weiß ich, dass ich mich geirrt habe.
   Nach dem Betrachten der „Sterne-Kunstausstellung“ wird mir plötzlich bewusst, dass jemand wie ich, der nie im Leben etwas gemalt hat, auch ein Kunstmaler sein kann.
   Ein Dummkopf

   Wenn du gewohnt bist einen Spiegel zu fotografieren, Fotografien zu betrachten, dann glaubst du selbst, dass das die Realität ist, und verstehst nicht, worin die Freunde des „kleinen Mannes“ an der Kunst besteht.
   In der Schule habe ich gelernt, wie ich ein Werkzeug für andere sein kann, hier habe ich gelernt, was echte Kunst ist.
   Ein Student

   Die Chinesische Galerie der Schönen Künste lebt und glänzt wegen euch, zumindest im Augenblick erscheint das als was Neues, mancher, der vor den Bildern steht, […]und laut lacht, wird vielleicht in Zukunft glauben, dass ihr es ernst meint und authentisch seid, so hoffe ich jedenfalls. Im Vergleich zur ersten Ausstellung seid ihr kreativer und reifer geworden, ihr seid tapfere Krieger.
   2. Sept. 80, Liu

Die Skulpturen sind gelungener und hochwertiger als die Gemälde…
   Tianjin: Ding Zong, Zhao Fu 22. Aug.

Schrift:

Die chinesische Demokratiebewegung 1978-1981 – Erinnerungen der damaligen Akteure

Institut für Ostasienwissenschaften - Sinologie
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1090 Wien, Österreich

T: +43-1-4277-43840
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